Nach dem Core-Update am 12. März hat Google nun Anfang Juni 2019 ein weiteres großes Update für seinen Such-Algorithmus ausgerollt. Wie immer lässt sich der Suchmaschinen-Marktführer dabei nicht in die Karten schauen. Welche Auswirkungen die jüngsten Google-Updates auf die Sichtbarkeit Ihrer Website im Internet haben könnte, hat sich unsere SEO-Expertin Dajana Doskoc angeschaut.

Was hat Google mit den Core-Updates im März und Juni gemacht?

Doskoc: Das ist wie immer schwer zu sagen, da es zu den konkreten Änderungen kein offizielles Statement von Google gibt. Wir wissen zumindest, dass es sich um ein „Core Algorithm Update“ handelt, das sich direkt auf das Suchmaschinen-Ranking auswirkt. Es hat also Einfluss auf sehr viele Domains und ist auch für größere, gut gerankte Websites spürbar. Oft sieht man bei so einem Update bereits in den ersten 24 Stunden, ob und wie man betroffen ist. In einigen Fällen sind viel aussagende Performance-Veränderungen jedoch erst nach einigen Tagen sichtbar. Wichtig ist, dass das „Core Algorithm Update“ im März in keinem Zusammenhang mit den „Neural Matching Updates“ stand. Hierbei handelt es sich um eine AI-basierte Methode, die von Google geschaffen wurde, um Wörter und Content-Konzepte in Zusammenhang bringen zu können und zu analysieren. Und es handelt sich auch nicht um ein „Penguin Update“: Die Bewertung der Verlinkungen, egal ob intern oder nach außen, bleibt unverändert.

Welche Intention steckt hinter dem jüngsten Google-Update? Was will Google bewirken?

Doskoc: Google versucht laufend die Qualität der dargebotenen Inhalte zu verbessern und die Webseitenbetreiber u.a. durch solche Updates zu animieren, sich besonders auf die Erstellung von qualitativ hochwertigem Content zu konzentrieren. Bis vor einigen Jahren haben zahlreiche Webseitenbetreiber die Inhalte vor allem an die Suchmaschine angepasst. Man erinnert sich vielleicht noch an schwer lesbare Texte, die eindeutig nur geschrieben wurden, um mehr Keywords unterzubringen und dadurch besser zu ranken. Heute lautet die Devise: Webseiteninhalte sollten in erster Linie immer auf die User-Bedürfnisse abgestimmt sein. Genau darauf zielen die jüngsten Google-Updates ab. Google will mit diesen Updates sicherstellen, dass Usern qualitativ hochwertiger Content geboten wird – vor allem auf Webseiten, deren Inhalte sich direkt oder indirekt auf die Lebensqualität der User auswirken können.

Wer profitiert besonders von dieser Verbesserung?

Doskoc: Meine Analyse im März hat insbesondere im Bereich „Medical & Health“ markante Ergebnisse gezeigt. Die Schlussfolgerung damals war, dass Google damit die Auswirkungen des großen Updates vom August 2018 etwas relativieren will. Damals war besonders der „Medical & Health“-Bereich negativ betroffen. Hier wurde nachjustiert, weil Google damals – salopp formuliert – etwas „zu streng“ war. Wer mittelfristig zu den Profiteuren zählt, ist noch nicht eindeutig zu sagen. Auf Basis meiner Beobachtung glaube ich, dass es sich für zahlreiche Unternehmen ausgezahlt hat, in qualitativ hochwertigen Content zu investieren, der an die User-Bedürfnisse und Zielgruppen angepasst ist. Dabei geht es gar nicht um besonders lange und tiefgehende Experten-Texte, sondern auch um Kurzinhalte. Etwa um leicht lesbare Landing-Pages, die sich auf die für User grundlegend relevanten Infos beschränken und sie damit schnell ans Ziel führen. Sicher ist jedenfalls: Qualität rankt besser!

Und das wird mit dem Juni-Update nun einfach forciert?

Doskoc: Auch dieses Core-Update, das zwischen 3. und 8. Juni ausgerollt wurde, fokussiert auf die Qualität der Seiteninhalte. Diesmal sind besonders sogenannte „YMYL“-Webseiten (Your Money, Your Life) davon betroffen. Stärkere Schwankungen sind aber auch in anderen Bereichen, etwa Retail und News, zu sehen. Besonders starke Schwankungen und Verluste machen sich vor allem in der Gambling-Nische bemerkbar, während es einige Verbesserungen bei Webseiten aus dem Health-Bereich gibt. Es scheint so, als hätte Google einige Brand & Authority-Faktoren etwas relativiert, wodurch bei einigen Webseiten aus dem Gesundheitsbereich diesmal Visibility-Verbesserungen zu sehen waren.

Was kann man tun, wenn man nach so einem Algorithmus-Update einen Absturz seiner Website im Google-Ranking bemerkt?

Doskoc: Erst einmal nicht in Panik verfallen. Ein Ranking-Einbruch direkt nach einem Google-Update ist kein Drama. Das liegt erst einmal daran, dass der geänderte Algorithmus jede Seite wieder analysieren muss. In erster Linie ist es ein Hinweis von Google, dass es Verbesserungsbedarf auf der Webseite gibt. Wer dann Schritt für Schritt diese Potentiale angeht und die Seite technisch wie auch inhaltlich optimiert, wird langfristig stabile Performance-Ergebnisse verzeichnen können. Und bei zukünftigen Updates idealerweise keine extremen Ranking- oder Sichtbarkeits-Einbußen mehr verschmerzen müssen.

Der kurzfristige Absturz sagt also noch nichts über die Qualität des eigenen Contents aus?

Doskoc: Nein. Es ist aber auf jeden Fall empfehlenswert, die eigene Webseite auch kritisch und vor allem aus User-Sicht zu begutachten. Sind die Informationen auf der Seite gut strukturiert? Finden User schnell und einfach für sie relevante Inhalte? Wenn sich der Sichtbarkeitsindex jedoch dauerhaft verschlechtert, sich der Webseiten-Traffic verringert und sich die Rankings stark verschlechtern, muss man genauer hinsehen. Genau deshalb beobachten wir in den Tagen um so ein Update herum unsere Kunden-Websites gezielt auf entsprechende Hinweise und reagieren auf Performance-Änderungen. Wir informieren unsere SEO-Beratungskunden umgehend und helfen ihnen dabei, bestmöglich zu reagieren. Die „Google Quality Rater Guidelines“ zu lesen und zu beherzigen bleibt dabei unsere ständige Empfehlung. Dort wird erklärt, wie Suche und Inhalte in Zusammenhang stehen und wie man es schaffen kann, relevante Inhalte für seine Zielgruppe zu schaffen. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, diese Guidelines zu verstehen und für ihren Zweck zielführend umzusetzen.

Und woher weiß man, was diese Zielgruppe sucht?

Doskoc: Genau bei dieser Frage setzt unser Angebot „SEO as a Service” (PDF, englisch) an. Wir helfen unseren Kunden, die Suchintention ihrer User zu verstehen und genau jene auf ihre Plattform zu bringen, die Sie ansprechen wollen. Dafür ist es für uns zum einen wichtig, das jeweilige Business-Modell im Detail zu verstehen. Zum anderen können wir anhand eines detaillierten SEO-Audits die Performance, bestehende User-Zielgruppen und Potentiale analysieren. Wenn wir aber hier gemeinsam in Vorleistung gehen, werden wir das Ziel erreichen: Mit der Seite langfristig gut zu ranken und nicht negativ von den nächsten Google-Updates betroffen zu sein. Oder gar eines zu verpassen wie etwa das „Diversity Update“.

Was hat es damit auf sich?

Doskoc: Zwischen 4. und 6. Juni wurde auch das Diversity Update von Google ausgerollt. Obwohl das parallel ablief, steht es in keinem direkten Zusammenhang mit dem jüngsten Core-Update. Mit dem Diversity Update möchte Google jedoch verhindern, dass im Durchschnitt mehr als zwei Suchergebnisse der gleichen Domain für eine bestimmte Suchanfrage in den Top-Ergebnissen gelistet werden. Allerdings soll es hier auch Ausnahmen geben: Werden gewisse Landing-Pages als besonders wertvoll für User bewertet, kann es durchaus sinnvoll sein, dass mehr als zwei Suchergebnisse der gleichen Domain angezeigt werden. So sollen auch Subdomains als Teil der Domain behandelt werden.

Abschließend: Was macht wirklich gute Qualität für Google aus? Ist es eine besondere Faktentreue, der Schreibstil, das Besetzen von Nischenthemen…?

Doskoc: Ich würde sagen: Ein Mix aus all dem. Authentizität und Originalität gepaart mit Expertise: Damit grenzt man sich vom Mitbewerb ab. Wichtig ist dabei immer, in erster Linie für die eigenen Zielgruppen zu schreiben – nicht aber speziell für die Suchmaschine.

Zur Person: Dajana Doskoc arbeitet seit 1,5 Jahren für Jobiqo und unterstützt Kunden insbesondere im Bereich Suchmaschinen-Optimierung (SEO). In ihrer langjährigen Tätigkeit für verschiedene Digital-Agenturen und selbständig als Digital Marketing Specialist betreute sie u.a. internationale Großkunden wie A1 Telekom, Carglass, Motorola, simpliTV & Red Bull. Sie war zwischen 2014 und 2017 TEDxVienna Board Member und leitete das Communication & PR Team.

Der Artikel wurde am 12. April 2019 veröffentlicht und am 12. Juni 2019 aufgrund des neuerlichen Google-Updates aktualisiert.

Foto: Marko Zlousic, neonhippo.a