Employer Branding: Kampf um die Besten
Employer Branding: Kampf um die Besten
Die Agentur Identum lud am 29. Mai 2019 zur Podiumsdiskussion mit hochkarätiger Besetzung. Der dritte „Salon Identum“ widmete sich ganz der Frage, wie man eine „anziehende Arbeitgebermarke“ entwickelt.
Der Begriff des „Employer Branding“ hat im sprachlichen Repertoire des HR-Managements bereits vor einigen Jahren Einzug genommen. Dienstgeber bieten ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, weitgehend frei und „eigenverantwortlich“ zu agieren. Sie motivieren durch immer neue Anreize – ob Tischfußball und Videogames zur gemeinsamen Entspannung oder Modelle der Mitarbeiterbeteiligung. Und sie garantieren eine möglichst ausgewogene Work-Life-Balance. Was ein Unternehmen damit aus Dienstnehmersicht attraktiv macht, kann aber auch etwas anderes bewirken: Die Firmen werden so immer weniger unterscheidbar. Zur „anziehenden Arbeitgebermarke“ fehlt der eigenständige Charakter.
Unternehmenswerte authentisch vermitteln
Was gerade die jüngeren Fachkräfte, die „Millennials“ oder auch die „Generation Y“, suchen, sei ein gewisser Wertekanon, über den gegenüber einem Unternehmen erst Verbindlichkeit aufgebaut werden könne: „Es reicht nicht, dass ein Dienstgeber immer wieder erzählt, wie toll er ist“, brachte es Gastgeberin Sabrina Maier, Geschäftsführerin der Agentur Identum, auf den Punkt: Wofür ein Unternehmen steht, müsse für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erlebbar sein. Und werde genau dadurch erst nach außen vermittelbar.
Das Publikumsinteresse beim dritten „Salon Identum“ war ausgesprochen groß.
In den Räumlichkeiten des Online-Marktplatzes willhaben.at in Wien-Landstraße fanden sich vier Diskutantinnen und Diskutanten ein, um die Herausforderung des Employer Branding zu beleuchten: die „Hausherrin“ Sylvia Dellantonio, Geschäftsführerin von willhaben.at, Anne Juliane Wirth, Kommunikationsmanagerin bei der Dienstgeber-Bewertungsplattform Kununu, Geschäftsführerin Heike Schreiner vom WU ZBP Career Center, sowie Jobiqo-Geschäftsführer Martin Lenz.
Keine Angst vor Bewertungen
Sylvia Dellantonio erklärte, dass die Arbeitgeberpositionierung bei willhaben.at strategisch entwickelt und so von der Belegschaft tagtäglich erlebbar wurde. Der Erfolg gibt ihr und den „willhabingers“, wie sie ihr Team nennt, recht: So wurde das Unternehmen zum zehnten Mal in Folge mit einem Stockerlplatz beim „Great Place to Work“-Award ausgezeichnet.
Anne Juliane Wirth, die mit Kununu zugleich Europas größte Arbeitgeber-Bewertungs-Plattform vertrat, referierte, wie Unternehmen die neue digitale Transparenz über Bewertungsplattformen für sich als Chancen nutzen können. Vor dieser Transparenz brauche man sich nicht zu fürchten: 60 Prozent der Bewertungen seien positiv, und gegen ungerechtfertigte schlechte Bewertungen könne man sich als Dienstgeber auch erfolgreich wehren.
Heike Schreiner vom WU ZBP Career Center bestätigte, dass gerade Berufseinsteiger heute mehr denn je auf die Trennung von Freizeit und Beruf Wert legten. Bei der Jobsuche orientierten sie sich aber durchaus klassisch an Print-Inseraten, den bekannteren Online-Portalen und Bewertungsplattformen. Als Dienstgeber zwanghaft auf neue, nicht zum eigenen Image passende Kanäle wie etwa Snapchat zu setzen, wäre in dem Sinn wenig zielführend.
Auf die Bedürfnisse der „Millennials“ eingehen
Jobiqo-Geschäftsführer Martin Lenz gab schließlich Einblick in die Möglichkeiten moderner IT-Lösungen, was das Employer Branding und das Recruiting betrifft. So bringt Jobiqos Jobbörsen-Software basierend auf ihrem intelligenten Matching-Algorithmus die passenden Mitarbeiter in die richtigen Jobs. Jobbörse-Betreibern bietet Jobiqo auch ein spezielles Content-Service an, über das sie das Employer Branding ihrer Kunden mit authentischen Einblicken ins Unternehmen unterstützen können.
Eine Jobbörse sei im Grunde als Marktplatz zu sehen, „auf dem Kandidaten ihre Expertise und Unternehmen einen möglichst attraktiven Arbeitsplatz anbieten“, so Lenz. In diesem Sinn fokussieren die Plattformen, die Jobiqo für seine Kunden einrichtet, stark auf die so genannte „Candidate Experience“. Die müsse stets im Vordergrund stehen und umfasst etwa auch die Optimierung für mobile Endgeräte. Denn gerade die Millennials erledigen immer mehr Aufgaben mit ihrem Smartphone – und sind daran interessiert, sich auch über dieses Tool für einen neuen Job zu bewerben. „Aber versuchen Sie doch mal, sich bei Ihrem eigenen Unternehmen via Smartphone zu bewerben“, vermittelte Lenz dem Publikum, dass der wichtigste Recruitingkanal vieler Dienstgeber noch im vorigen Jahrzehnt feststecke. Und sie damit auch ihr Employer Branding schwächen.
Jobiqo-Geschäftsführer Martin Lenz machte auf die steigende Bedeutung der mobilen Bewerbung aufmerksam.
Content und Technologie als Einheit denken
Wenn User also auf einer Jobbörse eine interessante Stelle entdecken und sich in der Folge auf der Website des potentiellen Dienstgebers weiter informieren wollen, sollte auch diese im Recruiting-Gesamtkonzept als Karriere-Marktplatz betrachtet werden. Das bedeute etwa, Content und Technologie gemeinsam (weiter) zu entwickeln und ausgehend von Jobangeboten auf der Unternehmens-Website auch gleich die Möglichkeit zur mobilen Bewerbung anzubieten.
Das Publikum zeigte sich beim „Salon Identum“ sehr angetan von den Ausführungen der Podiumsgäste. Die Veranstaltung schloss mit zahlreichen Fragen, die auch im Anschluss an den offiziellen Teil des Events noch rege diskutiert wurden.
Fotos: Bernhard Madlener / Jobiqo